Farben unter Wasser am Möhnesee und in der Ruhr
Die Experimente im Meer wiederholte ich dann in Süßwasser, wo die Sichtbedingungen deutlich schlechter sind. Alles, was sich farblich auf dutzenden von Metern im Meer abspielt, passiert anders und in der Regel viel flacher im Süßwasser. Fast immer ist das Süßwasser durch verschiedenste Schwebstoffe wesentlich trüber als Meerwasser. Mit den Trübstoffen ist der Farbfilter stärker und die Sicht für unsere Räuber schlechter. Noch wichtiger: Die Farben verschwinden nicht in der Reihenfolge wie im Meer bzw. destillierten Wasser. Je nach Zusammensetzung der Trübstoffe kann das völlig anders aussehen!
In sehr klarem Wasser verschwinden die Farben ähnlich wie im Meerwasser: Zuerst Rot, dann Orange, anschließend Grün, Blau und Violett. Im Süßwasser sind vornehmlich im Wasser schwimmende Tierchen und Algen – das sogenannte Phytoplankton und andere Schwebstoffe – für eine häufig völlig andere Farbdurchlässigkeit verantwortlich. Durch die im Wasser befindlichen Schwebstoffe entsteht ein Licht-Filtereffekt wie beim Fotografieren mit Farbfilter mit Grün- oder Gelbfilter, so dass in der Regel nicht Blau besonders tief ins Wasser eindringt, sondern Grün und Gelb. Das gilt für die Sommerzeit, wenn diese organischen Stoffe stark im Wasser vertreten sind. Sterben die ab, werden andere Farben wieder interessant: Rot, organge usw. Deshalb ist von Herbst bis Mai häufig Rot bzw. Orange und Pink eine Top-Farbe und fängt extrem viel besser als andere Farben. Nicht, dass die Räuber die anderen Farben dann nicht sehen, aber sie lieben diese rötlichen Töne, wenn sie sichtbar sind!
Dieser Hecht biss auf einen fluo-orangefarbigen Shad von Action Plastics. Es war sensationell, wie im Dezember die Hechte genau auf diesen Köder flogen und auch viele andere Kunden konnten ähnliche Effekte in kälterem Wasser feststellen. So gab es auch einmal extreme Engpässe mit fluo-orangenen Salmo - Slidern RT, auf die sich die Räuber stürzten. Das Licht wird übrigens nicht nur in der Tiefe, also vertikal absorbiert wird, sondern auch horizontal. Ist ein roter Köder z.B. in einem Meter Wassertiefe noch als roter Köder erkennbar ist, wenn ich mich direkt vor ihm befinde, so ändert sich das, wenn ich mich von diesem Köder entferne. Aus Rot wird zunächst Rostbraun und schließlich Schwarz.
Viel informativer ist der Blick auf die abgesenkte Farbscheibe. Sehr schnell können wir so feststellen, welche Farben in der aktuellen Lichtsituation erkennbar sind. Und damit fällt die Farbwahl beim Köder deutlich leichter.
In der Ruhr sah das Ergebnis so aus:
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Dies ist die Scheibe über Wasser! Alle Farben sind schön deutlich erkennbar - im oberen Viertel sind die Fluo-Farben, im unteren Drittel die normalen Farben angeordnet. Dazwischen sind einige Standardfarben wie silber, gold, weiß und schwarz. |
Ich finde es erstaunlich wie extrem schnell die Farben sich im Ruhrwasser verändern. Schon in einem Meter Wassertiefe ist nichts, wie es war. Die ersten Farben "verwaschen".... |
Hättet Ihr erwartet, dass schon in 2 Metern Entfernung ein derartig krasser Farbschwund entsteht? Die Scheibe hat sich etwas gedreht - daher sind die Fluofarben jetzt im oberen rechten Viertel zu sehen. Im linken/unteren Bereich sind schon etliche Farben "abgewandert".... |
Zum Vergleich einmal eine Tauchaktion am Möhnesee (im Oktober):
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Es fällt gleich auf, dass die Farben am Möhnesee stabiler als in der Ruhr sind! In einem Meter Wassertiefe ist nur ein leichter Farbschwund erkennbar! |
In 2 Metern Wassertiefe beginnen die Farben zu verblassen. Fluo-Farben sind noch recht gut erkennbar, andere Farben verschwinden... |
In 3 Metern Wassertiefe sind die Fluo-Farben noch recht gut erkenbar. Rot und Orange als Normalfarben sind annähernd verschwunden. Normales Gelb und Grün sind noch recht gut erkennbar. |
Jetzt kommen erstaunliche Unterschiede zutage: Das Wasser war schon kühl und offensichtlich sind deshalb die Fluo-Rötlichen Töne noch gut erkennbar. Aber auch Fluo-Grün und Gelb heben sich noch recht gut vom Hintergrund ab. Ansonsten sind eigentlich nur noch silber und weiß halbwegs gut erkennbar. |
Autor: Uli Beyer